Der Immobilienmarkt in Deutschland ist hart umkämpft. Immer mehr Anleger:innen sehen im sogenannten Betongold eine alternative Anlagemöglichkeit gegenüber Bankprodukten, bei denen oftmals eine nur noch geringe Verzinsung zugesagt werden kann. Dementsprechend gibt es auf dem Wohnungsmarkt viele Akteure, die ihre Immobilien zur Miete anbieten. Mieter:innen haben die Wahl und stehen häufig vor der Entscheidung, ob sie sich für einen Kleinvermieter oder eine Wohnungsgesellschaft entscheiden sollen. Beide Anbieter:innen von Wohnobjekten haben individuelle Vor- und Nachteile.
Die Vor- und Nachteile von Kleinvermietern
Kleinvermieter sind zumeist Privatleute, die nur eine oder wenige Wohnungen zur Miete anbieten. Der Vorteil liegt für viele Mieter:innen darin, dass sich Mieter:in und Vermieter:in in der Regel persönlich kennen.
Die Vermieter:in ist die direkte Ansprechpartner:in für alle Belange rund um das Wohnobjekt, wodurch lange Wege umgangen werden können. Kleinvermieter:innen kümmern sind oftmals intensiver um die Instandhaltung, wodurch bei Bedarf auch Reparaturen zeitnah durchgeführt werden und das Objekt in einem guten Zustand gehalten wird.
Zudem ist häufig zu beobachten, dass Kleinvermieter:innen mehr Wert darauf legen, eine zuverlässige Mieter:in zu haben, der sich um die Wohnung kümmert, als hohe Preise zu verlangen. Die Chance günstiger Mietpreise ist somit bei Kleinvermieter:innen größer. Auch Mieterhöhungen werden seltener durchgeführt. Ihnen kommt es somit nicht so sehr auf die Rendite des Objektes an.
Dass sich Kleinvermieter:innen und Mieter:innen oftmals persönlich kennen, muss sich jedoch nicht immer als Vorteil erweisen. Denn der persönliche Charakter sowie die individuellen Kenntnisse und Fähigkeiten als Vermieter:in rücken in den Vordergrund und können das Verhältnis zwischen beiden Parteien maßgeblich beeinflussen. Zu den gravierendsten Nachteilen zählt aber sicherlich, dass Kleinvermieter:innen Eigenbedarf anmelden können. Benötigen Vermieter:innen das Wohnobjekt beispielsweise für sich oder die eigenen Kinder, die Nichten und Neffen oder die Eltern, dann muss der Mieter die Wohnung aufgeben und sich eine andere Bleibe suchen.
Überblick über die entscheidenden Vor- und Nachteile von Kleinvermietern:
+ persönliche Ansprechpartner:in
+ Rendite steht meist nicht im Vordergrund
– Kündigung durch Eigenbedarf möglich
– verstärkter Einfluss der individuellen Fähigkeiten und des Charakters des jeweiligen Vermieters
Besonderheiten von Wohnungsbaugesellschaften
Wohnungsbaugesellschaften werden auch als Wohnungsgenossenschaften bezeichnet. Sie können je nach Größe über einige Hunderte Einheiten oder ganze Wohnblocks verfügen. Um Mieter:innen bzw. in diesem Fall Nutzer:innen einer Wohnung zu werden, ist zunächst die Mitgliedschaft in der Genossenschaft erforderlich. Dies ist über den Erwerb von Anteilen möglich. Damit muss vorab zwar zunächst Kapital aufgebracht werden, es wird bei Kündigung allerdings innerhalb der vertraglich vereinbarten Frist zurückerstattet. Mit Erwerb der Anteile erhalten Mitglieder:innen bei vielen Genossenschaften einen Dauernutzungsvertrag und damit ein lebenslanges Wohnrecht. Eine Eigenbedarfskündigung, wie sie bei Kleinvermieter:innen häufiger vorkommen kann, ist bei Genossenschaften nicht möglich.
Jedoch kann es manchmal dauern, bis einem Mitglied eine Wohnung zugeteilt wird. Somit sind zumeist nicht alle Genossenschaftsmitglieder auch tatsächlich Nutzer eine Wohnung. Soziale Gesichtspunkte spielen ebenso eine Rolle bei der Wohnungsvergabe, wodurch beispielsweise Familien mit Kindern größere Wohnungen zugesprochen bekommen. Bei Wunsch einer anderen Wohnung innerhalb der Gesellschaft bestimmen häufig Kriterien wie die Anzahl der Familienmitglieder oder die Länge der Zugehörigkeit in der Genossenschaft darüber, ob die gewünschte Wohnung bezogen werden kann oder nicht.
Die Nutzungsverträge unterscheiden sich häufig kaum von regulären Mietverträgen. Jedoch gilt es bei Genossenschaftsverträgen, genau auf die Details zu achten. Denn wer Mitglied ist, kann bei finanzieller Schieflage der Gesellschaft theoretisch auch mit haften müssen. Entsprechende Regelungen über die Haftung sollten dementsprechend genau durchgelesen werden, um finanzielle Nachteile zu vermeiden.
Die entscheidenden Vor- und Nachteile im Überblick:
+ Dauernutzungsverträge ermöglichen lebenslanges Wohnrecht
+ Kündigung aus Eigenbedarf nicht möglich
+ stabiles Nutzungsentgelt statt schwankender Mieten
– Anfangskapital erforderlich
– Haftung bei finanzieller Schieflage
– Zugehörigkeit beeinflusst Wohnungsvergabe
Fazit
Bei der Suche nach geeignetem Wohnraum kann es wichtig sein, nicht nur auf das Wohnobjekt, sondern auch auf die Vermieter:in bzw. die Wohnungsgesellschaft zu achten. Letztendlich entscheidet die Professionalität der jeweilige Kleinvermieter:in oder der Gesellschaft über die Vor- und Nachteile. Zudem hängt es auch von den Interessen vom jeweiligen Mieter:innen ab, ob er den persönlichen Kontakt zur Vermieter:in schätzt oder die Anonymität bevorzugt. Eine pauschale Aussage, welche Vor- und Nachteile bestehen, lässt sich somit nur schwer treffen, denn letztendlich entscheidet der Einzelfall.